Zukunftsforscher Stefan Wally definiert Entscheidungsfreiheit als Erfolgsfaktor
Stefan Wally, Leiter der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen in Salzburg, sprach bei der umwelt service salzburg gala 2019 über die Fragen, wer jene Leute in den Unternehmen sind, die unsere Welt verbessern und was Betriebe fit für die Zukunft macht.
Die große Herausforderung: viele gesellschaftliche Veränderungen zur gleichen Zeit
Die Zeit, in der wir leben, ist einzigartig: Internationalisierung, Digitalisierung, Pluralisierung, neuer Umgang mit der Zeit, neue soziale Konflikte, Klimaveränderung oder Alterung der Gesellschaft – nichts von dem ist an sich und einzeln betrachtet überraschend. Herausfordernd ist jedoch die gleichzeitig ablaufende Kombination all dieser gesellschaftlichen Trends: Sie geschehen innerhalb von einer, höchstens zwei Generationen. Das ist es, was uns als Gesellschaft beschäftigt und worauf wir Antworten finden müssen.
Gesellschaftlicher Wandel hat Auswirkungen auf Betriebe
Für all diese Entwicklungen braucht es Lösungen. „Wir müssen unsere Betriebe darauf einstellen, dass es diese Veränderungen gibt“, meint Wally und setzt fort: „Zum Beispiel in der Produktion, der Rekrutierung des Personals oder bei der Ansprache von Kundinnen und Kunden – der gesellschaftliche Wandel hat Auswirkungen auf alles.“
Soziales Engagement kommt nicht von oben
Interessant ist die Frage, wie man in Betrieben mit diesen Veränderungen umgeht. Wer kümmert sich darum, dass ein Beitrag geleistet wird – zum Umweltschutz, zum Gemeinwohl? Wally hat dazu eine fundierte Meinung: „ Es ist nicht die Führung in einem Unternehmen, die soziales Agieren im Unternehmen forciert. Es sind vielmehr immer einzelne Personen, einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nach ihren ganz persönlichen Werten handeln – und diese Werte im Unternehmen, im Rahmen ihrer täglichen Arbeit, umsetzen.“
Menschen im mittleren Management prägen ökologische Orientierung
Der Zukunftsforscher erklärt weiters: „Die ökologische Orientierung in einem Unternehmen hängt sehr stark von einzelnen Menschen im mittleren Management ab, von deren Einstellungen und Werthaltungen – und nicht von der Führung oder von Vorgaben von oben.“
Entscheidungskompetenz – Basis für sozial verträgliches Agieren
Damit einzelne Menschen ihr Arbeitsumfeld und somit das Unternehmen positiv beeinflussen, müssen sie ausreichend Spielraum und Entscheidungskompetenz erhalten. Innerhalb allgemeiner Vorgaben brauchen sie Freiheit bei einzelnen Entscheidungen – so prägen sie das Unternehmen, entsprechend ihrer ganz persönlichen Wertewelt.
Spielraum für wertebasierende Entscheidungen
„Damit ein Unternehmen sozial agiert und umweltfreundlich handelt, muss es also einerseits engagierte einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben, die entsprechend ihrer persönlichen Werte handeln. Gleichzeitig muss ihnen das Unternehmen ausreichend Spielraum sowie Handlungs- und Entscheidungskompetenz geben, damit sie im Kleinen – und somit sukzessive im Großen – sozial und ökologisch verträgliche Entscheidungen treffen und umsetzen“, stellt Wally fest. Das garantiert dem Unternehmen nachhaltiges Agieren.
Dezentrale Unternehmensstrukturen machen Unternehmen zukunftsfit
Unternehmen, die mit der Zukunft zurecht kommen wollen, müssen im Management jene Strukturen einführen, die ein an Gemeinwohl und Ökologie ausgerichtetes Handeln sicherstellen. Solche Unternehmenskulturen werden erreicht, wenn Menschen auf verschiedenen Managementebenen Entscheidungsfreiheit gegeben wird. „Dieselbe Organisationsstruktur von Unternehmen, die diese sozialer und ökologischer macht, ist auch die Organisationsstruktur, die Unternehmen zukunftsfit macht“, bringt Stefan Wally seinen Vortrag abschließend auf den Punkt.