Michael Fegerl im Interview über Vorteile, Herausforderungen und das Zukunftspotenzial langfristiger Beratung

Michael Fegerl ist unabhängiger Experte im Pool von umwelt service salzburg. Er bietet Beratungen rund um Energie, Umwelt sowie Begleit- und Fördermanagement und ist durch seine beratende Funktion das Bindeglied zwischen der Klima- und Energiestrategie von Land Salzburg und den Betrieben. In diesem Interview berichtet Fegerl von seinen Erfahrungen aus dem technischen Begleitmanagement. Dieses Beratungsangebot unterstützt Unternehmen dabei, Umwelt- und Klimaschutzprojekte zu planen und zu realisieren, und ist derzeit ausschließlich für Salzburg2050-Impulspartner verfügbar.

Sie sind technischer Begleitberater von umwelt service salzburg für die Partnerbetriebe des Impulsprogramms Salzburg2050 von Land Salzburg und Wirtschaftskammer Salzburg. Welche besonderen Aufgaben haben Sie als Begleitberater? Was empfinden Sie als herausfordernd?
Wir Begleitberater behalten für Unternehmer die Themen, die nicht ihr Hauptgeschäft darstellen, im Auge und übersetzen die doch sehr technischen Inhalte. Herausfordernd ist es, den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu unterstützen und gleichzeitig umweltfreundliche Verbesserungspotentiale zu ermitteln. Manchmal muss man dann auch von Investitionen abraten und Alternativen vorschlagen. Technische Begleitberatung bedeutet immer eine optimale Abstimmung zwischen dem Status Quo und den angestrebten Zielen des Unternehmers.

Auch die Wirtschaft muss sich unserem dynamischen, sich ständig ändernden Alltag anpassen. Welche Entwicklungen und Trends beeinflussen Unternehmen und Umweltberatungen derzeit am meisten und wie integrieren Sie diese in Ihre Beraterrolle?
Wir diskutieren zusammen mit der Unternehmensführung über die Auswirkungen, die durch den Wandel zu einer nachhaltig klimafreundlichen Wirtschaft zu erwarten sind. Das betrifft nicht nur Energieeinsparung oder den Wechsel zu erneuerbarer Energie, sondern geht viel weiter. Die Auswirkungen zeigen sich als Chancen im sozialen Bereich, wie uns ja die Corona-Krise mit dem Einsatz digitaler Services schon aufzeigt. Sie verändern das Kauf- und Konsumverhalten und werden dadurch sowohl Produktion als auch Dienstleistungen stark wandeln.

Das Besondere am Begleitmanagement ist, dass Sie Betriebe von der Planung bis zur Umsetzung von Projekten und Maßnahmen unterstützen. Was kann eine solche, längere Begleitung durch einen externen Berater im Unternehmen auslösen, was bringt sie?
Durch die längerfristige Begleitung entsteht eine vertrauensvolle Arbeitsbeziehung mit den Unternehmern. Sie besprechen sensible Themen mit mir, wie zum Beispiel zukünftige interne Entwicklungen, und ich bringe meine Sicht und Erfahrungen dazu ein. Es ist ein achtsames, beiderseitiges Lernen und Verstehen, aus dem neue Lösungen entstehen können. Und manchmal ist es einfach nur das Unterstützen bei der Abwicklung von mehreren Projekten. Das ist auch in Ordnung, wir wollen Unternehmer ja dort abholen wo sie gerade sind und sie nicht zu einem Idealbild missionieren.

Und aus einer solchen vertrauensvollen Arbeitsbeziehung entstehen einzigartige Möglichkeiten und Chancen?  
Langfristig kann ein Begleitmanager dem Unternehmer einen geschützten Rahmen bieten. So kann er aus dem Alltagstrott aussteigen, sich im dynamisch ändernden Umfeld umschauen und neu orientieren. Natürliche setzen wir im Rahmen der Klimapartnerschaft den Fokus auf Klimaschutzstrategien, die die Unternehmen bewältigen können und die die Klimaziele des Landes unterstützen. Aber meist sind die Randthemen reizvoll, die zu Innovationen führen. Wir können zeigen, dass es nicht wirklich viel braucht, um in der Unternehmensentwicklung Klimaschutz und ökosoziale Marktwirtschaft im Blick zu behalten.

Nicht immer wird der Unternehmer alles umsetzen wollen oder können, was Sie ihm vorschlagen. Wie gehen Sie damit um, wenn er und Sie nicht derselben Meinung sind?
Genau das ist das Herausfordernde am Begleitmanagement. Wenn ich Potentiale aufzeige, und der Unternehmer entscheidet sich dagegen, unterstütze ich ihn dennoch bestmöglich in den Maßnahmen, zu denen er sich bekennt. Ein bisschen bedeutet es für mich auch, Andersartigkeit auszuhalten und Vielfalt zu leben, was ja gerade unsere europäische Kultur ausmacht. Oft bin ich überrascht, wie umfassend Unternehmen ihre Verantwortlichkeit sehen und leben – nicht nur in Bezug auf das eigene Bestehen am Markt, sondern eben auch in der Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Natur. Und wie wenig sie in ihrem Selbstverständnis darüber reden.

Basis für das Programm der Impulspartnerbetriebe und der Begleitberatung ist die Klima- und Energiestrategie Salzburg2050 – wo steht Salzburg Ihrer Meinung nach hier?
Salzburg hat eine recht klare Klima- und Energiestrategie – die als Leitplanken für die Entwicklung der Wirtschaft, aber auch der Gesellschaft in Salzburg gesehen werden kann. Wo wir stehen? Das würde ich sehr optimistisch beantworten, schließlich habe ich immer wieder mit erstaunlich modernen und zukunftsorientierten Unternehmen zu tun.

Vieles ist bei Salzburg2050 schon gelungen und umgesetzt worden. Aber was ist Ihrer Meinung nach noch ausständig?
Wir haben in Österreich noch immer nicht die kritische Masse an veränderungsbereiten Unternehmen erreicht – und das nach fast 30 Jahren Aktivitäten zu mehr Nachhaltigkeit! Der Wandel zur klimafreundlichen und nachhaltigen Gesellschaft passiert nicht, indem wir nur neue Technologien einführen. Wir brauchen mehr Vorbilder, die eine ressourcenschonende Wirtschaftsweise vorzeigen. Erst, wenn viele Unternehmen und Persönlichkeiten vorzeigen, wie ressourcenleichtes Leben verwirklicht werden kann, werden sich die Politik engagieren und die Zivilgesellschaft auf einen Wandel einlassen. Auch ist das Beharrungsvermögen der etablierten Institutionen nur bedingt hilfreich in dem Wandel, der ansteht.

Da ist also noch viel zu tun. Welchen Beitrag leisten die Salzburger Unternehmen?
Es gibt erstaunlich viele unzählige kleine Projekte und Netzwerke, die sowohl im zivilen als auch im wirtschaftlichen Umfeld versuchen, den Klimaschutz, die Energiewende oder, wie es neuerdings heißt, die Kreislaufwirtschaft, voranzutreiben. Ich denke, das Land macht da gute Arbeit, in der Wirtschaft sind bereits enorme Leistungen erbracht worden. Auch das umwelt service salzburg ist diesbezüglich eine enorme Unterstützung für Betriebe. Ich bin ja eher in der Industrie verhaftet, aber sowohl die Industrie als auch die Tourismuswirtschaft sind außerhalb Salzburgs für ihre Vorreiterrolle im Umweltschutz bekannt. Weltweit gibt es viele Anfragen an Salzburger Unternehmungen, um von ihnen in Sachen Nachhaltigkeit zu lernen.

In Zeiten von Corona ist es oftmals schwierig, Antrieb für Neues zu finden. Wie motivieren Sie Salzburger Unternehmer, sich jetzt mit Umwelt- und Klimaschutz auseinanderzusetzen?
Die Corona-Wirren und -Ängste haben vieles entschleunigt. Das bringt für Unternehmen aber nicht nur Sorgen. Sie erhalten auch die Chance, sich zurückzunehmen und die Zeit für die Analyse der aktuellen Entwicklungen zu verwenden. Ich möchte sie einladen, diese bewegte Phase dafür zu nutzen und den unglaublich intensiven Druck zu Neuem, nicht nur im Klimaschutz, anzunehmen. Es ist unglaublich inspirierend, welch vielfältige Ideen gerade über die digitalen Medien aufgezeigt werden: Im Bereich einer bio-basierten Chemie, der Entwicklung bio-basierter Werkstoffe und von Produkten, deren Funktion der Natur nachempfunden ist. Oder auch die Idee, ein Produkt nicht zu besitzen, sondern seine Funktion als Dienstleistung zu kaufen. Für all das braucht es Zeit, um den Kopf frei zu bekommen von den Alltagssorgen, sich seine eigene Meinung zu bilden und daraus Strategien und Taktiken zu überlegen. Ich finde es auch spannend, diesen Ärger der jüngeren Generationen immer stärker zu spüren, der durch Greta Thunberg ein Gesicht bekommen hat.

Und was sind Ihre Argumente, warum Unternehmen jetzt Klima- und Energieziele von Land Salzburg für das eigene Unternehmen umsetzen sollten?
Wohin soll die Reise gehen? Diese Frage stelle ich gerne den Unternehmen. Das ist es, wofür ich einen Raum schaffen möchte, in dem sich Unternehmer frei denken können. Interessante Fragen für Betriebe, um sich über Klima- und Energiestrategien Gedanken zu machen, sind auch: Wie lässt sich mit den Ideen und der Energie der jungen Generation eine Zukunft gestalten, die allen einen Platz für ein gutes Leben gibt? Wie ist Ihre Vorstellung von einem Europa in 50 Jahren? Was wollen Sie den Jungen übergeben? Und wie passt die Unternehmensstrategie zu diesen Vorstellungen? Der richtige Zeitpunkt zum Handeln ist also, überspitzt formuliert, immer. Der Zug des Wandels fährt ohne Halt durch unsere Gesellschaft und Unternehmerlandschaft – ein Aufspringen ist für die Unternehmer also jederzeit möglich und sinnvoll!

Michael Fegerl, aktiver Experte aus dem Pool von umwelt service salzburg, bietet Beratungen in den Bereichen Energie, Umwelt und Begleit- & Fördermanagement an. Sie möchten ebenfalls von den Vorteilen einer geförderten Beratung profitieren? Hier geht’s zu den verschiedenen Bereichen und ihrer Unterstützung